Lockdown unter wasser
Der Lockdown fühlt sich an wie unter Wasser sein. Alles geht langsamer und Bewegungen brauchen mehr Kraft. Die Welt ist weit weg. Kaum Geräusche. Ich lasse mich treiben so gut es geht. Und gucke mir diese Unterwasserwelt an, in der wir jetzt leben:
Unser Bluetooth ist daueraktiviert. Genauso wie unsere Antennen. Wir machen keine Ferien und sind Samstagabend zuhause. Wir schneiden unseren Pony selbst und zucken zusammen wenn jemand hustet. Wir sind irritiert, wenn sich in Filmen Leute umarmen. Immer mehr.
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Wir folgen Markierungen auf dem Boden wie Flugzeuge auf dem Rollfeld, in denen wir so gerne säßen. Wir haben eine unbändige Sehnsucht nach jadegrünen Wellen und nach Urlaub von alldem was wir nicht ändern können.
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Wir machen den Chuck-Norris-Spagat zwischen Ausnahmezustand und Normalität und haben ein neues Verhältnis zu Toilettenpapier. Wenn wir uns mal umarmen, halten wir die Luft an und singen beim Händewaschen Happy Birthday. Weil wir es sonst nicht singen können.
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Inzwischen kennen wir alle guten Sachen bei Netflix und gucken die alten Kamellen nochmal. Wir plaudern mit wildfremden Leuten auf der Straße, einfach weil es so schön ist mit Menschen von Angesicht zu Angesicht zu sprechen. Und wir haben das Gefühl, unser altes Leben ist ein Jahrhundert entfernt.
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Ich mag unter Wasser sein eigentlich gerne. Aber ich freue mich unendlich darauf, wenn wir alle wieder auftauchen können. Bis dahin geh ich noch ein paar Muscheln sammeln 🐚🌾